Eine Woche nach dem Meckatzer Europe Cup legte der Rottachsee richtig einen drauf. Diesmal: blauer Himmel, Sonnenschein, stabile Windverhältnisse und ein Trainingslager mit 14 hochmotivierten Europe-Segler:innen – von Anfänger bis Leistungsklasse, alles dabei. Und das Ganze mit einem Hauch Grillfeuerstimmung und einer Prise Vereinszauber.
Freitag: Anreise, Aufbau, Anpack-Mentalität
Bereits am Freitagnachmittag trudelten die ersten Boote samt Anhang ein. Kein großes Catering, keine steifen Strukturen – sondern jeder brachte etwas mit, die Töpfe dampften im Kollektiv und das kreative Chaos schmeckte hervorragend. Danke an Jens Morscheid und seine Frau – Organisation auf den Punkt, entspannt und trotzdem perfekt getaktet. Und an alle Damen, die selbstverständlich die Clubküche geentert hatten und dort ihre Zauberkünste walten ließen.
Und ein unerwartetes Drama – Luisa verlor einen Schuh. Der örtliche Fuchs war der Übeltäter. Turnschuh geklaut, verschleppt – nicht auffindbar. Sollte also jemand demnächst am See einen einsamen, leicht angenagten Sneaker finden: bitte beim Segelclub abgeben. Es wäre das Happy End, das dieser Schuh verdient.
Samstag: Europe-Training mit Taktgefühl
Um 10:30 Uhr ging’s los. Zwei Beaufort, strahlende Sonne, glitzerndes Wasser. Trainer Tobi Lauerbach gab direkt die Richtung vor: Aufwärmen im Achterkurs zwischen zwei Tonnen, die ungefähr so weit auseinander lagen wie zwei Melonen in einem Einkaufskorb. Das Ergebnis: ordentlich Kuddelmuddel – und exakt das war gewollt. Manövertraining deluxe. Tobi beobachtete scharf, kommentierte klar und forderte direkt mehr Präzision. Keine Gnade für Schot-und Schwert-Schluderei.
Danach folgte ein Vorwindkurs quer über den See – bei aufkommendem Dreier-Wind. Ein Pfiff, eine Halse, ein „und los!“ – und schon wurde wieder gedrillt, was das Manöver hergibt. Sicherheit, Technik, Timing – alles mit hohem Lerneffekt, aber ohne Stress.
Dann: Startübungen, Wettfahrt, Feedback – Tobi in Topform, die Europe-Flotte mit Dampf auf der Kante. Es wurde geflucht, gestreckt, gelacht. Mit leicht unangenehmen Gefühl hörte man „Streck dich“, denn Tobis Mission lautete: waagrecht segeln, egal was die Bauchmuskeln dazu sagen.
Mittagspause: Kochtopf trifft auf erste Erschöpfungserscheinungen
Während die Segler mit müden Armen zurückkam, war am Ufer schon wieder Essensduft in der Luft. Gemeinschaftsessen Nummer zwei. Nudeln, Gemüse, Wurst, alles da – keine Orga, aber alles passte. Und vor allem: gute Laune, offene Münder und Magenknurren auf Regatta-Niveau.
Nachmittag: Wettfahrten & weniger Windschub
Zwei Stunden ging es nochmal raus – mit Start, Kurs, Korrektur. Die Boote zogen Bahn um Bahn, der See glitzerte, der Wind hielt. Ich verabschiedete mich da zwar schon, und zog die Ü60 Karte, aber die Jungs und Mädels auf dem Wasser draußen gaben weiter Vollgas. Man munkelt: einige hätten gerne mit mir getauscht.
Abend: Grill, Gschichtla und zufriedene Gesichter

Sonntag: Theorie, Tricks & ganz viel Dehnung
Am Sonntag: Bilderbuchwetter – aber leider windfrei. Also: Boote durchchecken. Tobi inspizierte Masten, Traveller, Niederholer. Es wurde gefachsimpelt, geschraubt und wieder gefachsimpelt. Danach: Theorieteil. Und endlich mal Antworten auf die Fragen des Lebens, die man sich noch nie getraut hat zu stellen.
- Warum fährt man eigentlich an der Startlinie entlang? Was peilt man da eigentlich genau?
- Welche Tonne ist bevorzugt?
- Warum sind die anderen immer schneller?
- Wo und wie hängen die Segler an der Startlinie herum?
- Warum ist zu früh starten immer noch besser, als hinten abzuwarten?
Zwei Stunden pures Wissen, ganz ohne Formeldschungel. Dazu gesellten sich jede Menge Erfahrungstipps aus dem Europe-Leben.
Das große Finale: Yoga bei 30 Grad
Da immer noch kein Wind aufkam, holte Jens zum letzten Trick aus dem Ärmel: Yoga! Ja, richtig. Unter sengender Sonne gab’s Dehnung, Körperspannung und das sanfte Scheitern beim „Krieger“. Es knackte, es knirschte – und es fühlte sich am Ende doch irgendwie richtig gut an.

Fazit: Europe-Training 2025
Zwei Tage Europe pur: Segeln, Technik, Theorie, Lagerfeuerküche, Yogaschweiß und ein verschwundener Schuh. Großartige Stimmung, lehrreiches Training, eine Gemeinschaft, wie man sie sich wünscht. Danke an Tobi Lauerbach für seine unermüdliche Aufmerksamkeit. Danke an Jens und seine Frau für die Orga. Danke an alle Helfer – und natürlich an den SSGR Rottachsee.
Wir kommen wieder. Und dann mit festgebundenen Schuhen. Versprochen.